Kurz & Gut – zur Zukunft der deutschen Kurzgeschichte

Poesiefestivals schießen landauf, landab wie Pilze aus dem Boden; dicke Romane füllen saisonweise die Regale der Buchhandlungen und die Spalten der Feuilletons. Doch eine literarische Gattung fristet seit zwei Jahrzehnten nur mehr ein Schattendasein in der deutschen Literatur: die Kurzgeschichte. Wieso wird diese meisterliche Literaturform, die in der Nachkriegszeit sowie zur Jahrtausendwende ihre letzten großen Blüten erlebte, im deutschen Sprachraum heute, im Zeitalter der Effektivität und stilistischen Prägnanz, so geringschätzt? Erfahrene Autoren lasen ihre Kurzgeschichten und diskutierten hierzu mit Experten. Wir gaben eine aktuelle Bestandsaufnahme zur Zukunft der Kurzgeschichte.

Fr, 4. Sept. 2015 in der Literaturwerkstatt Berlin:

Ingo Schulze und Martin Jankowski (04. September 2015).

Ingo Schulze und Martin Jankowski (04. September 2015).

Kurz&Gut (I): Der deutsche Schriftsteller und Dramaturg Ingo Schulze präsentierte im Lesung & Gespräch seine Erzählungen. Sein erster Erzählzyklus “33 Augenblicke des Glücks”€œ, aus dem er eine Passage las, wurde 1995 mit dem Döblin-Förderpreis und dem Willner-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs ausgezeichnet. Im anschließenden Gespräch wurde deutlich, wie stark auch seine Romane von erzählerischen Techniken der Meister der Kurzgeschichte (etwa Carver und Tschechow etc. pp.) geprägt sind.

Di, 6. Okt 2015 im Theater o. N.:

Roman Ehrlich (© Alyn Karadeniz)

Roman Ehrlich (© Alyn Karadeniz)

Kurz&Gut (II): Roman Ehrlich präsentierte einen Text aus seinem hochgelobten Erzählband Urwaldgäste (2014). Es geht darin um Menschen, die im Alltag mit dem Gefühl leben immer nur Gast zu sein. „Die narrative Stärke Ehrlichs liegt im Mikroskopischen. Besonders genau beherrscht er die detailgenaue und doch mehrdeutige Beschwörung von Alltagssituationen, wobei das Reale surreal wird und Surreales [
] ganz real [
] wunderbar leichthändig geschrieben.“ (FAZ) Im Gespräch mit dem Autor klärten wir: Was macht beim Schreiben den besonderen Reiz von Kurzprosa aus? Ehrlich ist nicht an klassischen Plots oder sozial-realistischer Charakterentwicklung interessiert, sondern an überzeugenden Situationen. Das macht ihn zu einem eigenwilligen Meister der kurzen Form, deren Montagetechnik bei ihm in der Tat eine neuartige Textwirkung erzeugt. Als Inspiration benannte Ehrlich u.a. die Erzähltechnik Alexander Kluges.

Fr, 6. Nov 2015, Theater o. N.:
Kurz&Gut (III): mit der Schriftstellerin und Dichterin Kathrin Schmidt und dem Literaturwissenschaftler, Herausgeber und Lyriker Asmus Trautsch. 2009 erhielt die Schriftstellerinden deutschen Buchpreis für ihren Roman Du stirbst nicht. Doch ihre Liebe gilt der Kurzprosa: Eine Lesung einer neuen Erzählungen und ein Gespräch mit Asmus Trautsch und Gästen von Autorenforum Steglitz, warum es Kurzprosa derzeit so schwer hat im deutschsprachigen Raum.

Kathrin Schmidt und Martin Jankowski
Kathrin Schmidt und Martin Jankowski. (c) berliner literarische aktion

Fr, 4. Dez. 2016 im Theater o. N.:
Kurz&Gut (IV): Mit Jan Costin Wagner, Schriftsteller und Musiker aus Frankfurt, und Wolfgang Hörner, Verleger. Jan Costin Wagner ist berühmt für seine literarischen Krimis. Jetzt hat er erstmals einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Was das heißt, diskutierten wir mit ihm sowie seinem Lektor, dem erfolgreichen Verleger Wolfgang Hörner (Galiani Berlin).

11: Wolfgang Hörner, 24: Martin Jankowski, 13: Jan Costin Wagner

11: Wolfgang Hörner, 24: Martin Jankowski, 13: Jan Costin Wagner … Dez. 2015 (c) berliner literarische aktion


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